Erdung und Potentialausgleich von Tankschiffen
ELEKTRISCHE AUSGLEICHSSTRÖME ZWISCHEN SCHIFF UND ANLEGESTELLE
SICHER ABLEITEN UND ÜBERWACHEN
Inhaltsverzeichnis:
- Was sind die Gefahren elektrischer Ausgleichsströme zwischen Schiff und Anlegestelle?
- Wie hilft die Schiffserdung, diese Gefahren zu verhindern?
- Was ist der Unterschied zwischen Schiffserdung und elektrostatischer Erdung?
- Welche Vorgaben muss die Schiffserdungsverbindung erfüllen?
- Wie sieht die Best-Practice für die Erdung von Tankschiffen aus?
In diesem Artikel erfahren Sie, wie elektrische Ausgleichsströme zwischen Schiff und Anlegestelle entstehen.
Wir erläutern den Unterschied zwischen Erdung im elektrostatischen Sinne und Schiffserdung, erklären wie eine sichere Schiffserdung realisiert werden kann und wie sie das Konzept der Isolierung zwischen Schiff und Anlegestelle sinnvoll ergänzt.
Abschließend zeigen wir die Best-Practice der Schiffserdung in Form des Schiffserdungssystems SEK-3.
Weiterführende Informationen wie mit der Schiffserdung eine zusätzliche Sicherheitsbarriere während der Befüll- und Entleervorgänge von Tankschiffen errichtet werden kann finden Sie in unserem rechtsstehenden Whitepaper (EN).
Was sind die Gefahren elektrischer Ausgleichsströme zwischen Schiff und Anlegestelle?

Galvanische Zelle
Galvanischen Zelle aus der Anordnung Schiff – Wasser – Anlegestelle
Das Schiff und die Anlegestelle können jeweils als Elektroden der galvanischen Zelle angesehen werden.
Zwischen den Elektroden einer solchen Zelle existiert eine elektrische Potentialdifferenz von bis zu 1 Volt. Jede leitfähige Verbindung zwischen den beiden Elektroden führt zu einem undefinierten elektrischen Strom. Dieser kann bis zu mehreren Ampere betragen. Eine gefährliche Folge dieses Stromflusses ist die unkontrollierte Funkenbildung. Funken treten insbesondere dann auf, wenn die elektrischen Verbindungen geöffnet werden, z.B. an den Anschlussstellen von Verladearmen oder Verladeschläuchen für Flüssigkeiten oder Gase, aber auch an Gangways, Trossen oder anderen Verbindungen.
In explosionsgefährdeten Bereichen können diese Funken eine wirksame Zündquelle darstellen und brennbare Flüssigkeiten oder Gase entzünden.
Wie hilft die Schiffserdung, diese Gefahren zu verhindern?
Um der Gefahr von Ausgleichsströmen entgegenzuwirken, schreiben verschiedene Sicherheitsleitfäden für die Tankschifffahrt und Tankterminals vor, dass Tankschiffe durch Isoliermittel elektrisch von den Anlegestellen und Verladehäfen getrennt werden sollten.
Typischerweise werden hierfür Isolierflansche an den Kontaktpunkten (u.a. Befüllschläuche) zwischen Schiff und Land verwendet.
Trotz entsprechender Isoliermittel bleibt die Gefahr zufällig oder fehlerverursachter, leitfähiger Verbindungen und daraus resultierender Stromflüsse bestehen. Beispiele sind leitfähige Verladeschläuche die den Schiffrumpf oder die Anlegerkonstruktion nach der Isolierstelle berühren, Gangways, Trossen, sowie auch defekte oder überbrückte Isolierstellen.

Ex-Zonen Zeichen
Kennzeichnung explosionsgefährdeter Bereiche
Was ist der Unterschied zwischen Schiffserdung und elektrostatischer Erdung?
Welche Vorgaben muss die Schiffserdungsverbindung erfüllen?
- ATEX Zulassung für Zone 1
- Extrem niederohmige Potentialausgleichsverbindung
- Belastbarkeit der Ausgleichsverbindung und inneren Schaltungen mit mehreren Ampere unter Aufrechterhaltung des Explosionsschutzes
- Die Ausgleichsverbindung muss beim Anbringen der Erdungszange am Schiffe geöffnet sein
- Die Ausgleichsverbindung muss sich beim Lösen der Erdungszange am Schiff automatisch öffnen, so dass keine Abreißfunken im explosionsgefährdeten Bereich entstehen können
- Die elektrische Belastung der Ausgleichsverbindung muss überwacht werden
- Wenn die Ausgleichsverbindung überlastet wird, z.B. durch aktive Quellen, muss sie sicher geöffnet werden
- Es sollten Steuersignale vorliegen, um Gefahrensituationen in der Leitwarte anzuzeigen
Wie sieht die Best-Practice für die Erdung von Tankschiffen aus?
Um die speziellen Anforderungen eines sicheren Potentialausgleichs bei Schiffen zu erfüllen, wurde das explosionsgeschützte Schiffserdungssystem SEK-3 entwickelt. Es dient der kontrollierten und sicheren Herstellung und Überwachung des Potentialausgleichs zwischen Tankschiffen und landseitigen Anlegereinrichtungen während der Verladung von flüssigen und brennbaren Produkten, deren Dämpfe eine explosive Atmosphäre bilden können.
Das Schiffserdungssystem wird auf dem Schiffsanleger fest installiert.
Es besitzt ein bis zu 30 m langes Spezialkabel und eine spezielle Schiffserdungszange. Die Schiffserdungszange wird, nachdem das Schiff angelegt hat und bevor die Verladeausrüstung befestigt wird, an einer geeigneten Stelle am Schiffsrumpf angeklemmt. Der Potentialunterschied zwischen Schiff und Anlegehafen wird durch die überwachte Verbindung reduziert und ein Teil der Energie sicher über das Schiffserdungsgerät abgeleitet. Solange die Bedingungen eine sichere Verladung gewährleisten, zeigen die Signal LEDs des Schiffserdungssystems den Status „grün“ und die Steuerausgänge schalten auf „Freigabe“.
Im Falle eines Kontaktverlustes der Schiffserdungszange oder bei Veränderung der elektrischen Bedingungen zwischen Schiff und Land außerhalb der Sicherheitsspezifikationen unterbricht das SEK-3 die Verbindung sofort und jegliche verbliebende Potential- und Spannungsdifferenz am Schiffskabel wird sicher innerhalb des Schiffserdungssystems ausgeglichen und von dem Verbindungspunkt am Schiff ferngehalten. Solange die Bedingungen keine sichere Verladung gewährleisten, zeigen die Signal-LEDs des Schiffserdungssystems den Status „rot“.
Vor und während der Kontaktierung der Erdungszange bleibt die Verbindung zum landseitigen Potentialausgleichsanschluss innerhalb des Steuergerätes zunächst unterbrochen.
So ist sichergestellt, dass die elektrisch leitende Verbindung zwischen Schiff und Land erst bei mechanisch und elektrisch geprüfter Kontaktierung freigegeben wird. Die Objektspannungsüberwachung sowie weitere Überwachungsfunktionen signalisieren im Störungs- bzw. Gefährdungsfall den fehlerhaften Zustand durch eindeutige Statusanzeige „rot blinkend“ und aktivieren zusätzlich ein externes Alarmsignal.
Durch den Einsatz eines Schiffserdungssystems wird die Sicherheit auf den Schiffsverladeanlagen erhöht und der Explosionsgefahr durch galvanische Ausgleichsströme entgegengewirkt.